Markus Huemer

Markus Huemer (* 1968 Linz) stellt die Frage nach der Möglichkeit des Malens im digitalen Zeitalter. Er bewegt sich zu Randbereichen, in denen der Verweis auf Bilder die tatsächlichen Bilder ersetzt und überlagert, wodurch die Grenzen zwischen dem Original und dem Derivat verwischt werden. (Sprengel Museum, Hannover)

Huemers Insekten und Plfanzenbilder nehmen Bezug auf die Kupferstiche der deutschen Naturforscherin Sibylla Maria Merian (1647–1717), der es als Frau gelang, in Surinam eine Reihe bislang unbekannter Tiere und Pflanzen zu entdecken, deren Entwicklung zu studieren und zu dokumentieren. Huemer seinerseits schafft Paraphrasen dieser Kupferstiche, indem er die Vorlagen digital bearbeitet, sie ohne zumeist nennenswert eigene künstlerische Handschrift abmalt und damit „neue“ biomorphe Formen generiert. Darüber hinaus erfolgt ihre Darstellung in nicht-realistischen Farben wie Schwarz, Grau, Weiß und Gelb.

Im Wissen, dass sämtliche Motive heute durch die Bearbeitung durch Filter entstehen und erst über den Umweg durch Bearbeitung der Fotos auf die Leinwand finden, stellt sich Markus Huemer u. a. Fragen zum Problem der Differenz von Wirklichkeit und Bildwirklichkeit in einer medial vollkommen veränderten Gegenwart. Mittels eines „Dschungels“ an Referenzen entwickelt er ein komplexes Werk, das sich der Analyse der digitalen Medien widmet und der Auflösung der Grenzen zwischen Malerei/Zeichnung und Medienkunst. Huemer wählt aus den zufällig vom Computer generierten Punkten einzelne aus und verwandelt sie mittels weniger Striche (und um zwei Beine ergänzt) zu frech und selbstbewusst den Bildraum okkupierenden Vögel, referierend auf die altrömische Tradition der Auspizien (Vogelschau). Sie galten als wesentliche JA/Nein-Entscheidungsmaschinen und Huemer weist auf die binären Codes und die digitale Entschlüsselung als Lesart der Medien hin.

Mittels eines digitalen (Bearbeitungs-) Prozesses entsteht so ein Bild, aber kein Abbild der Natur. Stattdessen basieren die Arbeiten auf den ihnen zugrundeliegenden Algorithmen und Programmen und verweisen auf nichts mehr. Die Referenz hat das eigentliche Bild abgelöst. Huemers Bilder erweisen sich schlussendlich als Täuschungen. Die oft irritierend langen Bildtitel sind essentiell für das Verständnis von Huemers Arbeiten, indem sie den Rezipienten dazu zwingen, ein zweites Mal auf die Bilder zu schauen, ihre darüber hinausgehende Bedeutung zu erfassen.

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